Passgeschichten

 

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San Bernardino

  

Passhöhe: 2065 m
Steigung: 12 %
Passlänge: 60 km zwischen Splügen (GR) und Bellinzona (TI)
Verbindung der Täler: Rheinwald (GR) und Val Mesolcina (TI)
Verbindung der Kantone oder Länder: Graubünden (GR) und Tessin (TI)
Fahrstrasse seit: 1823

San Bernardino
Der San-Bernardino-Pass oder die Via Raetica misst von Bellinzona (auf gut deutsch: Bellenz) bis Thusis 99 Kilometer. Die Streckenführung folgt der alten Römerstrasse, die das heutige Tessin mit Chur verband. Die Distanz von der Passhöhe bis nach Bellinzona beträgt 46 Kilometer und bewältigt nicht weniger als 59 Brücken. In Nordrichtung kann man eigentlich erst ab Soazza südlich von Mesocco von Gefälle sprechen. Die Passhöhe liegt auf 2065 Metern nahe beim Hospiz. Die kleinen ebene auf dem Kulminationspunkt ist zugleich Wasserscheide: Wasser, das nordwärts fliesst und in den Rhein mündet, und Wasser, das südwärts in den Po und später ins Mittelmeer strömt. Heute durchquert ein stark befahrener Strassentunnel von 6,6 Kilometer Länge den Wälschberg. Er hat 150 Millionen Franken gekostet und verkürzt die Strecke zwischen dem Dorf San Bernardino auf der Südseite  und Hinterrhein (1620 Meter ü.M.) auf der Nordseite beträchtlich. Dank diesem Tunnel flaut der Personen- und der Lastwagenverkehr auch im Winter nicht ab. Der Strassentunnel wurde am 1. Dezember 1967 eröffnet und hat in zehn Jahren fast zehn Millionen Fahrzeuge geschluckt. In einem einzigen Monat – im Juli 1975 – hat man 288619 Durchfahrten gezählt. Im Mittelalter hiess der Gipfel Ons Avium (=Vogelberg). Sein heutiger Name geht auf den heiligen Bernardino von Siena (1380-1444) zurück.
Die erste befahrene Strasse wurde von 1819 bis 1823 gebaut und war lange schärfste Konkurrentin des Gotthards, nur hat ihr Verkehr nicht in demselben Ausmass zugenommen. Alle interessierten Gemeinden haben grosszügig zu ihrem Bau beigetragen, indem sie Steine, Kies, Holz und Fuhrwerke unentgeltlich zur Verfügung stellten. Seit den spektakulären Verbesserungen der letzten Jahre – verbreitete Strassen, zusätzliche Brücken, moderne Zufahrtsstrassen, zusätzliche Brücken, modernere Zufahrtsstrassen usw. – kann man den San Bernardino als schweizerische Alpenautobahn bezeichnen. Viadukte wie jener von Nanin oberhalb von Mesocco zählen zu den elegantesten unseres Landes. Der berühmteste Streckenabschnitt der Nordseite beginnt nach Thusis und endet in Zillis. Er heisst Via Mala. Seine abgrundtiefen Schluchten, das raue Aussehen der Natur und ein recht erschreckendes Allgemeinbild räumen ihm in der menschlichen Phantasie einen besonderen Platz ein.Die moderne Strasse von erstaunlicher Kühnheit in diesem Teilstück ist nichts anderes als eine Folge von Tunnels, die durch eine über der Schlucht hängende, breite Brücke miteinander verbunden sind. Bis vor wenigen Jahren war die Via Mala für die Entwicklung der Region ein Hemmschuh. Heute wird sie auch von grossen Lastzügen problemlos befahren.