Gotthardpass
Pso del S. Gottardo galleria
Passhöhe:
1170 m
Steigung: 2 %
Passlänge: 18 km zwischen Göschenen (UR) und Airolo (TI)
Verbindung der Täler: Urseren (UR) und Valle Leventina (TI)
Verbindung der Kantone oder Länder: Uri (UR) und Tessin (TI)
Der
Gotthardpass
Er
ist bei weitem nicht der älteste „geöffnete“ Alpenübergang. Und
doch kommt ihm eine be-sondere Bedeutung zu, ist doch das Gotthardmassiv
sozusagen die europäische Brunnenstube: Aus diesem Urgesteinszentrum
entspringen Rhein, Rhone, Reuss und Tessin. So kann man verstehen, dass
noch um 1740 der Bündner Chronist Pfarrer Nicolin Serehard vermutete:
„Hier besteigt man den allerhöchsten Berg, der so zu sagen in der
Welt zu finden und kommt zum Ursprung des Vordern Rheins.“
Der
Teufel greift ein
Man
erzählt , eine Tages hätten sich die Urner Ratsherren an jene bitterböse
Stelle begeben, um über die Errichtung eines Übergang zu beraten. Aber
guter Rat war teuer. Erbost rief schliesslich der Landammann aus: „Do
sell der Tyfel e Brigge bue!“ Kaum war das Wort gesagt, so stand der
Gehörnte da und schlug vor: „Wenn der mir der erscht gänt, wo uber d
Brigg goot, so will i ych eini bue!“ Der Landschreiber nahm die
Abmachung zu Protokoll und am Morgen stand eine treffliche Quaderbrücke.
Und „der erscht“? Ein schlauer Ratsherr kam auf den Gedanken, durch
ein paar stämmige Buben einen mächtigen Geissbock auf die Brücke zu
treiben. Kaum gewahrte dieser den gehörnten Satan, so vermutete er in
ihm seinesgleichen und stürzte auf ihn los. Der geprellte Teufel aber
riss den „Gitzibock“ in Fetzen – so hatte er die Abmachung
wahrlich nicht gemeint.
"Twärrenbrücke"
und Urnerloch
Noch
blieb die abschüssige Felswand zu überwinden, durch welche jetzt das
Urnerloch führt. Ein Schmied aus Göschenen oder Andermatt – darüber
streiten sich die Historiker – kam auf den Gedanken, an der
senkrechten Reuss abstürzenden Fluh Ketten zu befestigen, durch welche
Bretter geschoben wurden. Dies war die „siebende Brücke“ die bis
zum Jahr 1707 stand. Noch ist die Urkunde erhalten, in welcher wörtlich
steht: „Nachdem durch ein yberschwänchlich waszerflusz die brig, so
von holz war, hinweg genommen,
so ist mit Einsatz unsern gnäd. Herren von Ury Erachtet worden, durch
den gählingen bärg zuo brächen, damit fürderhin die groszennkösten
gedachter Holzinen Erspahrt werde“. Ein Baumeister Morettini aus dem
Maggiatal bohrte und sprengte denn auch in elf Monaten das 64 m lange
Urnerloch durch den Kilchberg, was dem direkten Nord-Süd-Alpenpass
einen nie zuvor erlebten
Aufschwung brachte.
Und
heute?
Wer in diesen Tagen mit der Gotthardbahn durchs Reuss- und durch das
obere Tessintal fährt, erkennt mit Staunen die im harten Granitgestein
grosszügig angelegten Strassen-tunnelröhren. „Ein wahres Wunderwerk
der neuzeitlichen Technik!“ werden manche sagen. Andern freilich wird
der harte Eingriff in die raue, Naturgeschaffene Schluchtlandschaft
wenig gefallen. So oder so: Da der Durchschlag für den Basistunnel
bereits erfolgt ist, kann niemand daran zweifeln, dass dem
Gotthardpass bis in unsere Gegenwart eine sozusagen einmalige Bedeutung
zukommt.
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